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Ausbildung lohnt sich – auch finanziell

Ausbildungsvergütungen steigen kräftig an

Frau zählt Geld (Symbolbild). Bild von Wirestock auf Freepik. Frau zählt Geld (Symbolbild). Bild von Wirestock auf Freepik.
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Ausbildung und duales Studium

Die Ausbildungsvergütung stieg 2024 so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. In vielen Branchen dürfen sich Auszubildende über mehr Geld auf dem Konto freuen – und das nicht nur in symbolischer Höhe. Der neue Vergütungssprung ist ein starkes Signal für die Wertschätzung beruflicher Bildung und soll die Attraktivität der dualen Ausbildung weiter steigern.

 

(ps) Die Ausbildungsvergütungen sind merklich gewachsen: Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mitteilt, verdienten im Jahr 2024 die Azubis durchschnittlich 1.133 Euro brutto im Monat – das entspricht einem Anstieg von etwa 70 Euro oder 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich ist es auch der höchste Anstieg seit der Wiedervereinigung.


Angleichung Ost-West


Bemerkenswert ist dabei die Ost-West-Angleichung: Während im Westen mit einem Plus von 6,1 Prozent durchschnittlich 1 133 Euro gezahlt wurden, legten die ostdeutschen Vergütungen mit 8,9 Prozent deutlich stärker zu, sodass erstmals nahezu identische Werte von 1 133 Euro (West) und 1 135 Euro (Ost) erreicht wurden Diese Entwicklung ebnet langfristig den Weg zu mehr regionaler Fairness – insbesondere durch den kräftigen Zuwachs im Osten, der lange bestehende Unterschiede deutlich verringert hat.


Frauen verdienen etwas besser


Im Berufsleben besteht bekanntlich das seit Jahren ungelöste Problem der schlechteren Bezahlung von Frauen. Aber jedenfalls während der Ausbildung haben sie einen kleinen Vorsprung vor den Männern: wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mit aktuellen Zahlen aufzeigt, lag der Durchschnittsverdienst der Frauen im Erhebungszeitraum April 2024 mit 1.302 Euro etwas höher als bei Männern mit 1.187 Euro. Dies sei, so Destatis, hauptsächlich auf die sehr gut bezahlten Ausbildungen im Gesundheitssektor zurückzuführen, die als Berufsgruppe im Schnitt die höchsten Ausbildungsvergütungen bietet – und einen großen Frauenanteil aufweist.


Unterschiede nach Ausbildung und Berufsgruppe


Nicht jede Ausbildung kann die gleiche Vergütung bieten – in der Praxis kann die Vergütung also teils deutlich vom statistischen Durchschnitt abweichen, sowohl nach unten, als auch nach oben. Hier spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle: etwa das Bundesland in dem die Ausbildung angeboten wird, die Betriebsgröße, die Tarifbindung des Betriebs, und nicht zuletzt die Branche.


Wie schon erwähnt, können laut Destatis die Gesundheits- und Pflegeberufe mit 1.310 Euro durchschnittlicher Ausbildungsvergütung einen sicheren Platz 1 verteidigen. Auf Platz 2 folgen mit 1.236 Euro die Schiffahrtsberufe, auf Platz 3 mit 1.186 Euro die Ingeniersberufe. Die allgemein als hochbezahlt angesehenen MINT-Berufe kommen jedenfalls in ihrer Ausbildungsphase lediglich auf den fünften Platz, hier erhalten Azubis durchschnittlich 1.082 Euro.


Beim Ranking unter den konkreten Berufsausbildungen zeigt sich allerdings ein anderes Bild: wie das BIBB mitteilt, kam 2024 die Ausbildung zum Beruf Rohrleitungsbauer*in mit monatlich 1.349 Euro auf Platz 1 der bestbezahlten Ausbildungen. Damit wurden die Milchtechnolog*innen, Spitzenreiter der Vorjahres, auf Platz 2 verwiesen, sie erhielten durchschnittlich 1.347 Euro. Insgesamt zehn Ausbildungen konnten mit einer Vergütung über 1.300 Euro glänzen, etwa 25 Prozent erhalten über 1.250 Euro und gut 60 Prozent der Azubis erhalten (in tarifgebundenen Betrieben) mehr als 1.100 Euro.


Ausbildungsvergütung nicht alles


Die Ausbildungsvergütungen sind als Zahlen natürlich interessant, sie sollten allerdings nicht der ausschlaggebende Punkt für oder gegen eine Ausbildung sein. Betriebsatmosphäre, die Ausbilder*innen selbst, das Team, die Spezialisierung des Betriebs usw. – es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die in der Ausbildung eine deutlich größere Rolle spielen als die Vergütung. Wie gut ist die Betreuung im Betrieb? Wie sinnvoll sind meine Aufgaben? Gibt es echte Entwicklungschancen? Und nicht zuletzt: Macht mir der Beruf Freude?


Sowohl für duale, als auch schulische Ausbildungen gibt es zudem finanzielle Unterstützung, wenn bspw. der Ausbildungsort nicht der Heimatort ist und eine eigene Wohnung nötig wird. Für duale Azubis bietet die Bundesagentur für Arbeit die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), für schulische Azubis gibt es die Möglichkeit, Schüler*innen-Bafög zu beantragen.


Viele Berufe mit eher niedriger Ausbildungsvergütung – wie etwa in Handwerks- und Bauberufen oder der Kindererziehung – bieten langfristig stabile Jobs, sinnstiftende Arbeit und gute Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel zur Fachkraft, Meister*in oder Techniker*in usw. Auch ein Aufstieg ohne Studium ist hier möglich – mit späteren Gehältern, die sich sehen lassen können.

 

Quellen:
 

BIBB: „Tarifliche Ausbildungsvergütungen: Höchster Anstieg seit 1992“, PM 06/2025, Bonn, 06.02.2025; online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_204110.php

Destatis: „Auszubildende verdienten im April 2024 im Schnitt 1 238 Euro brutto“, Zahl der Woche Nr. 35 vom 26.08.2025; online: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2025/PD25_35_p002.html

 

 

 

26.08.2025