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Außerschulische Bildungsförderung im Blick

Stifterverband legt den Kompass Bildungsförderung vor

Schüler*innen einer Lerngruppe (Symbolbild). Bild von Pressfoto auf Freepik. Schüler*innen einer Lerngruppe (Symbolbild). Bild von Pressfoto auf Freepik.
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Außerschulische Lernorte

Außerschulische Bildungsförderung wird immer wichtiger. Programme wie Mentoring, Sprachförderung oder Berufsorientierung leisten einen entscheidenden Beitrag zur Chancengleichheit.

 

(ps) In Deutschland wächst die Erkenntnis, dass Schule allein nicht alle Bildungsbedarfe abdecken kann. Viele Kinder und Jugendliche brauchen über den regulären Unterricht hinaus Unterstützung – sei es beim Spracherwerb, bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen oder bei der Berufsorientierung. Außerschulische Förderangebote leisten hier einen wertvollen Beitrag. Ein aktueller Bericht des Stifterverbands in Zusammenarbeit mit McKinsey, der Kompass Bildungsförderung, zeigt, wie vielfältig diese Initiativen sind, welche Reichweite sie bereits haben und wie sie das Bildungssystem sinnvoll ergänzen können.


Dem Bericht zufolge erreichen diese Initiativen bereits mehr als eine Million Schülerinnen und Schüler. Dabei decken sie ein breites Spektrum an Förderbedarfen ab: In der Grundschule geht es häufig um Lese- und Sprachförderung, also die Grundlagen, auf denen spätere Lernerfolge aufbauen. Bei älteren Schüler*innen gewinnen fachübergreifende Kompetenzen wie digitale Fähigkeiten, Mentoring und Berufsorientierung zunehmend an Bedeutung. Diese Ausdifferenzierung spiegelt die unterschiedlichen Lebenswelten und Perspektiven der Lernenden wider und macht deutlich, dass Förderangebote keine starren Schablonen sein können, sondern flexibel, passgenau und differenziert sein müssen.


Eine weiterer zentraler Aspekt sei die Mischung aus Präsenz‑ und digitalen Formaten. So können Initiativen zugleich intensive persönliche Betreuung bieten und dennoch breitere Zielgruppen erreichen – zum Beispiel in Regionen, in denen Anfahrt oder Ausstattung Hürden darstellen. Diese zweigleisige Herangehensweise ermögliche es, Lücken zu schließen, die sonst bestehen blieben, sei es wegen räumlicher Entfernung, fehlender Ressourcen oder unterschiedlicher Zugangsbedingungen.


Doch trotz des insgesamt eher positiven Befunds sieht der Stifterverband noch Optimierungspotential. Viele Initiativen seien bislang lokal oder regional verwurzelt und erreichen noch nicht die notwendige Breite oder Verfügbarkeit. Auch mangele es häufig an langfristig gesicherter Finanzierung um die Reichweite der Initiativen zu vergrößern. Ebenso wichtig ist aber auch die Verzahnung mit dem schulischen Alltag von Lehrkräften, Schulleitungen und Entscheidungsträgern, damit Förderangebote keine Randerscheinung bleiben, sondern ein integraler Bestandteil eines Bildungssystems werden, das Schüler*innen in ihrer Vielfalt stärkt.


„Es ist wichtig, dass diese Initiativen flächendeckend mit dem Schulsystem verzahnt werden“, betont Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes und Co-Autorin der Studie in einer Mitteilung des Hauses. Dabei seien nicht zuletzt auch kleine Initiativen interessant: „Wir unterstützen mit dem Kompass eine dynamische Social-Startup-Szene aus gemeinnützigen Organisationen und Initiativen im Bereich der Bildungsförderung, die bislang oft noch zu stark unter dem Radar agieren“, ergänzt Oliver Ehrlich, McKinsey-Partner und Co-Autor der Studie. Denn Schulen seien auf passende Förderangebote dringend angewiesen, so Ehrlich weiter.


Relevanz außerschulischer Förderung


Die OECD‑Studien zeigen immer wieder: In Deutschland ist die soziale Herkunft ein bedeutender Faktor für Bildungserfolg. Jugendliche aus Haushalten, in denen die Eltern keinen Sekundarabschluss II haben, erreichen deutlich seltener Hochschulabschlüsse als Gleichaltrige mit bildungsnahen Elternhäusern. Diese Befunde legen nahe, dass das formale Schulangebot allein nicht immer ausreicht, um die durch soziale Herkunft bedingten Ungleichheiten zu überwinden. Hier kommt außerschulische Förderung ins Spiel, die gezielt benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt.


Die OECD betont auch in ihrer jüngsten Veröffentlichung, „Bildung auf einen Blick 2025“, dass Deutschland weiterhin große Herausforderungen bei der Herstellung von Chancengleichheit habe. Auch gehe die Schere zwischen Bildungsgewinnern und -verlierern immer weiter auseinander. So sei „die wachsende Kluft bei den Bildungsabschlüssen in Deutschland besonders Besorgnis erregend“, so die OECD. Bildungsforscher*innen und Fachverbände fordern daher seit Jahren eine stärkere strukturelle und finanzielle Förderung außerschulischer Programme. Diese müssten langfristig angelegt, gut mit den Schulen verzahnt und gezielt auf benachteiligte Gruppen ausgerichtet sein.

 


Quellen:


OECD: „Bildung auf einen Blick 2025: Deutschland“, Studienpräsentation, 09.09.2025; online: www.oecd.org/de/publications/2025/09/education-at-a-glance-2025-country-notes_9749f4ff/germany_52735cfb.html

Stifterverband / idw: „Gemeinsam für erfolgreiche Bildung: Wie außerschulische Initiativen Schulen unterstützen können“, PM vom 06.10.2025; online: idw-online.de/de/news859223

 


07.10.2025