Sport auf Weltniveau – Sport als Beruf: ein Traum für viele Jugendliche. Doch wie wird man eigentlich Profisportler*in? Die erfreuliche Nachricht: längst nicht alle Sportarten müssen als Kind begonnen werden, um Spitzenklasse zu erreichen.
(ps) Sport ist für die meisten Menschen ein fester Bestandteil des Lebens: ob als Zuschauer oder als Sporttreibende*r – Sport ist nicht wegzudenken. Zu Fußballweltmeisterschaften sind auch Leute begeisterte Fans, die normalerweise mit Fußball wenig am Hut haben, zu Olympiaden ist der Medaillenspiegel tägliches Gesprächsthema, Handball, Tennis, Leichtathletik, Reiten – Sport begeistert Menschen und bringt sie zusammen.
Da wundert es nicht, dass viele schon auf Kindesbeinen davon träumen, mal Profisportler*in zu werden. Doch der Weg dahin ist natürlich nicht ganz einfach: es braucht Leidenschaft, Durchhaltevermögen, viel Willenskraft – und eine gute Portion Glück. Doch wie wird man als Sportler*in eigentlich Profi?
Natürlich ist es allgemein sinnvoll, so früh wie möglich mit dem Sport anzufangen – aber nicht in allen Sportarten müssen die Anfänge schon in der Kindheit liegen. Solche „Frühstarter-Sportarten“ gibt es zwar, etwa Kunstturnen, Fußball oder Tennis. Es gibt aber auch „Spätstarter-Sportarten“, wie das Wissensmagazin Spektrum berichtet. Zu diesen gehören etwa der Triathlon oder Rudern – Sportarten, die oft erst im Alter von 14 bis 18 Jahren begonnen werden und dann Weltklassesportler*innen hervorbringen. Mehr noch: „Weltklassesportler, die früh angefangen haben, sind den Forschenden zufolge die Ausnahme, nicht die Regel“, berichtet Spektrum. Etwa der mehrfache Welt- und Europameister im Rudern, Oliver Zeidler, sattelte erst mit 20 Jahren vom Schwimmen um und macht eine glänzende Karriere. Insgesamt sei eine frühe Förderung überraschenderweise „weder nötig noch hilfreich für langfristigen Erfolg im Erwachsenenalter“.
Der Einstieg: Sportverein
Der einfachste und beste Weg führt über den Sportverein. In Deutschland gibt es hier eine gut ausgebaute Infrastruktur mit etwa 90.000 Vereinen, die zusammen 27 Millionen Mitglieder zählen. Fast überall in der Republik gibt es also Möglichkeiten, sich sportlich zu engagieren. In allen Sportarten gibt es regelmäßig Wettkämpfe auf verschiedenen Ebenen, an denen teilgenommen werden kann und über die – so sie gewonnen werden – die Leiter nach oben führt. Die Vereine und Verbände sind an leistungsstarkem Nachwuchs interessiert und bieten bei entsprechenden sportlichen Erfolgen oft schon von sich aus weitere Unterstützung an. In der Regel haben solche Sportler*innen noch einen Teilzeitjob, um sich zu finanzieren und zugleich ausreichend Zeit für den Sport zu haben.
Do it yourself: eigenständige Spitzensportler*innen
Manche Athlet*innen beweisen, dass man auch ohne institutionelle Unterstützung – etwa durch Bundeswehr, Polizei, professionelle Vereine oder große Sponsoren – den Weg an die Spitze finden kann. Grundlage dafür ist ein hohes Maß an Selbstorganisation: Trainingsplanung, Leistungsdiagnostik, Regeneration, Wettkampfreisen und Finanzierung müssen eigenständig koordiniert werden. Digitale Tools, frei zugängliche Trainingswissenschaft, vernetztes Lernen mit anderen Athlet*innen und die Möglichkeit, hochqualifizierte Trainer*innen projektweise zu buchen, eröffnen heute jedoch viel mehr Chancen als früher. Wer bereit ist, Verantwortung für seine eigene sportliche Entwicklung zu übernehmen, kann damit eine professionelle Karriere hinlegen, die individuell, flexibel und effektiv ist.
Wer seinen Weg alleine gehen möchte, darf dabei aber natürlich nicht vergessen, dass dann auch die Finanzierung komplett selbst zu leisten ist. Viele Sportler*innen bei Einzel- oder Kleinteam-Sportarten haben im Unterschied zu Teamsportarten wie Fußball oder Handball auch auf höherem Niveau kein regelmäßiges Einkommen und arbeiten in der Regel neben dem Sport mindestens in Teilzeit in anderen Berufen. Dieser Do-it-yourself-Ansatz ist nicht einfach, aber er ermöglicht maximale Unabhängigkeit und zeigt: Professioneller Spitzensport ist nicht nur über Institutionen möglich, sondern auch durch Eigeninitiative, Kreativität und ein starkes persönliches Commitment.
Im Team: Bundeswehr
Die Bundeswehr ist in der Sportförderung sehr aktiv und hat eine ganze Abteilung mit „Sportsoldat*innen“. Diese leisten nach der Grundausbildung einen reduzierten Dienst und konzentrieren sich hauptsächlich aufs Training ihrer Sportart. Dabei sind sie finanziell abgesichert und erhalten auch organisatorische Unterstützung. Bekannte Sportler*innen wie die Eisschnelläuferin Anni Friesinger, der Skispringer Sven Hannawald oder der Kunstturner Marcel Nguyen waren Sportsoldaten. Bei der Sommerolympiade 2024 waren 169 der 471 deutschen Teilnehmer*innen bei der Bundeswehr – so auch Lukas Märtens: Der damals 22 Jahre alte Schwimmer aus Magdeburg holte die erste Goldmedaille für Deutschland in Paris.
Mit Ausbildung: Bundespolizei
Wer bereits in einem Nationalmannschaftskader der Sportverbände angekommen ist, kann sich im Rahmen einer dualen Ausbildung auch bei der Bundespolizei bewerben. Hier finden Sportförderung und Ausbildung parallel statt. Der Vorteil für die Teilnehmenden: nach der sportlichen Karriere haben sie schon eine Ausbildung und einen sicheren Arbeitsplatz mit Aufstiegschancen.
Erfolgsförderung: Deutsche Sporthilfe und Stiftungen
Zur allgemeinen Förderung von Spitzensport gibt es die Deutsche Sporthilfe. Hier werden über 4.000 Athlet*innen gefördert, die auf nationalem und internationalem Niveau an Wettkämpfen teilnehmen. Dabei erhalten sie sowohl organisatorische als auch finanzielle Unterstützung. Zusätzlich erhalten die Sportler*innen Prämien für Medaillengewinne. Gefördert werden alle olympischen Disziplinen sowie ausgewählte andere Sportarten. Dabei ist die Förderung unabhängig von der sonstigen Anstellung – es werden also auch z.B. Sportsoldat*innen gefördert. Um in den Genuß dieser Förderung zu kommen, muß man allerdings schon Athlet*in im Bundeskader sein. Bei der Sommerolympiade 2024 wurden gut 95 Prozent aller Sportler*innen von der Deutschen Sporthilfe gefördert.
Neben der Sporthilfe gibt es noch eine Reihe weiterer Sportstiftungen privater und staatlicher Art, etwa die DFL Stiftung oder Landesstiftungen wie die Sportstiftung NRW, Sportstiftung Hessen etc. Auch einige Hochschulen haben speziell für Spitzensportler*innen besondere Programme aufgelegt.
Spitzensport: Fleißarbeit und Köpfchen wichtiger als Talent
Eine verbreitete Vorstellung über Profisportler*innen ist – neben der oben widerlegten Annahme, dass eigentlich schon im Kindesalter mit dem Sport begonnen werden müsste –, dass die Sportler*innen ein überdurchschnittliches Talent mitbringen müssen. Aber auch das ist nicht ganz richtig. Natürlich gibt es Sportarten, die einem besonders liegen oder eben nicht. Doch auch das talentierteste „Wunderkind“ wird kein*e Profisportler*in, wenn nicht die Bereitschaft da ist, regelmäßig und fleißig zu trainieren. Außerdem braucht es Köpfchen: wenn die Trainer*innen Anweisungen geben, müssen diese sofort verstanden, verinnerlicht und umgesetzt werden können. Talent ist natürlich ein hilfreicher Einstieg, aber Technik und Fleiß führen an die Spitze – und damit kann man auch die „Naturtalente“ hinter sich lassen.
Und was geht sonst mit Sport?
Wenn du dich für Sport interessierst, aber der Spitzensport dir irgendwie zu stressig vorkommt, dann gibt es noch eine Reihe von Möglichkeiten, Sport und Beruf zu verbinden. So gibt es natürlich die Sportlehrkräfte, die Sportpädagogik, Sporttherapie, Ergotherapie, Physiotherapie uvm. Hier finden sich sowohl Studiengänge als auch Ausbildungen. Daneben gibt es Sportmanagement, Gesundheitsmanagement oder Sportökonomie, wenn du eher in die organisatorische Richtung gehen möchtest. Ebenfalls interessant ist der Sportjournalismus, für den zwar eine eigener sportlicher Hintergrund nicht zwingend erforderlich, aber doch sehr hilfreich ist.
Für sportlich interessierte Menschen gibt es also eigentlich keinen Grund, Sport und Beruf nicht zu vereinen! Ob es dann zur Olympiade führt, als Lehrer*in an die Schule, oder ins Management – das ist deinen Träumen und Zielen überlassen!
Quellen:
Bundespolizei: Spitzenausbildung für Spitzensportler; online: www.bundespolizei.de/Web/DE/05Die-Bundespolizei/10Spitzensport/06Ausbildung/Ausbildung_node.html
Bundeswehr: Sportsoldaten; online: www.bundeswehrkarriere.de/sportsoldatin-sportsoldat-m-w-d-328
Deutsche Sporthilfe: Wir gehen weiter; online: www.sporthilfe.de/wirgehenweiter
Spektrum: Der späte Vogel fängt den Wurm; online [Bezahlinhalt]: https://www.spektrum.de/news/wie-wird-man-zum-weltklassesportler/1899103
01.08.2024; bearbeitet 21.11.2025