Tierpfleger*innen begleiten Tiere jeden Tag mit Fachwissen, Verantwortung und echter Leidenschaft – in Zoo, Tierheim, Tierpension oder Forschung und Klinik. Die Ausbildung bietet dir vielfältige Wege, Tieren zu helfen und in einem der spannendsten Berufe rund um Tierwohl und Artenschutz Fuß zu fassen.
(ps) „Kein Tag ist wie der andere“, freut sich Tierpflegerin Renate Haider vom Tiergarten Schönbrunn in Österreich. Im Interview mit „Talkaccino“ erzählt sie begeistert von ihren Erlebnissen und sogar einer Reise zu einer Pandastation in China. Aber nicht nur in der weiten Welt, auch hier vor Ort begeistert der Beruf: Pascal Witte hat als Zoo-Tierpfleger angefangen, ist dann aber in den Fachbereich „Tierheim und Tierpension“ gewechselt, weil er sich gerne im Tierschutz engagieren wollte. „Die Leidenschaft mit Tieren zu arbeiten und für die Tiere etwas zu tun, war schon immer sehr groß“, erzählt er der „Badischen Zeitung“.
Diese Beispiele machen neben der Freude an der Tätigkeit auch den größten Unterschied zu den meisten anderen Berufen deutlich: das tägliche Arbeiten mit Tieren. Hier geht man nicht ins Büro oder die Werkhalle, schaltet einen Computer oder eine Maschine an und arbeitet los. Tierpfleger*innen arbeiten mit Lebewesen, die alle ihren eigenen Charakter haben, der respektiert werden muss. Als tägliche Begleitpersonen der Tiere tragen Tierpfleger*innen eine große Verantwortung und müssen jederzeit flexibel reagieren können. Wer sich für Tierverhalten, Pflege, Fütterung, medizinische Grundlagen und verantwortungsvolle Betreuung begeistert, ist hier genau richtig. Die Ausbildung wurde in den letzten Jahren immer wieder modernisiert, um aktuellen Anforderungen an Tierschutz, artgerechte Haltung und wissenschaftliche Standards gerecht zu werden. Ausbildung und Beruf verbinden Tierliebe mit Fachwissen – und brauchen dich, um beides auf professionellem Niveau zu vereinen.
Heute gibt es drei Fachrichtungen, mit denen du in die Welt der Tierpflege einsteigen kannst. Jede Fachrichtung eröffnet andere Arbeitsfelder und Spezialisierungen – die Wahl will also gut überlegt sein.
Tierpfleger*in, Fachrichtung –
Zoo
Als Tierpfleger*in der Fachrichtung Zoo arbeitest du mit Wildtieren aus aller Welt – von Reptilien über Raubkatzen bis zu Elefanten. Du kümmerst dich um Fütterung, Pflege, Beschäftigung und die Gestaltung artgerechter Anlagen. Auch das Beobachten von Gesundheitszustand und Verhalten gehört zu deinem Alltag, ebenso wie das Training mit Tieren, etwa für medizinische Untersuchungen. Du arbeitest eng mit Tierärzt*innen, Biolog*innen und deinen Kolleg*innen zusammen, übernimmst Besucherführungen und erklärst die Bedeutung von Artenschutz. Der Beruf verlangt Verantwortungsbewusstsein, Fachwissen und die Fähigkeit, auch körperlich anspruchsvolle Aufgaben zu meistern.
Tierheim und Tierpension
In der Fachrichtung Tierheim und Tierpension betreust du vor allem Haustiere wie Hunde, Katzen oder Kleintiere – oft Tiere, die ein neues Zuhause suchen oder vorübergehend untergebracht sind. Du reinigst Unterkünfte, fütterst, pflegst und beschäftigst die Tiere und beobachtest genau, wie es ihnen geht. Besonders wichtig ist hier der Umgang mit unterschiedlichsten Tierpersönlichkeiten: manche sind ängstlich, andere gestresst oder haben schlechte Erfahrungen gemacht. Du arbeitest mit Tierärzt*innen, Tiertrainer*innen und Halter*innen zusammen, informierst über artgerechte Haltung und unterstützt bei Vermittlungen. Empathie, Geduld und ein gutes Gespür für Tiere sind hier unverzichtbar.
Forschung und Klinik
Als Tierpfleger*in in Forschung und Klinik arbeitest du in tiermedizinischen Einrichtungen, Laboren oder Forschungseinrichtungen. Dein Aufgabenbereich umfasst die Versorgung von Versuchstieren oder klinisch behandelten Tieren, die Dokumentation von Gesundheitsdaten, die Vorbereitung medizinischer Eingriffe und die Unterstützung von Tierärzt*innen. Du achtest streng auf Hygiene- und Tierschutzrichtlinien und sorgst dafür, dass Tiere stressarm, sicher und gesetzeskonform betreut werden. Präzise Arbeitsweise, Verantwortungsbewusstsein und ein sicherer Umgang mit sensiblen Situationen sind hier besonders wichtig. Dieser Fachbereich erfordert zudem auch ein robustes Gemüt, da Tiere in der Forschung meist kein geruhsames Leben bis ins hohe Alter führen. Noch jedenfalls ist Tierforschung insbesondere in der Medizin aber nicht in allen Bereichen zu ersetzen und teilweise sogar gesetzlich vorgeschrieben. Auch diese Tiere brauchen gute, kompetente Pfleger*innen.
Und wo sind die Pferde?
Anders als man vermuten würde, sind Pferde nicht (unbedingt) Teil der Tierpfeger*innen-Ausbildung. Wer sich speziell für die Pflege von Pferden interessiert, sollte eine Ausbildung als Pferdewirt*in im Fachbereich Pferdehaltung und Service (BerufeNet) in Betracht ziehen. Ein Quereinstieg von der Tier- in die Pferdepflege ist zwar grundsätzlich möglich, aber es ist natürlich besser, sich vor Ausbildungsbeginn über die Alternativen zu informieren. Wie immer sind hier Praktika im Vorfeld sinnvoll. Wer nach abgeschlossener Ausbildung wechseln möchte, sollte sich dann ebenfalls um Praktika in Pferdebetrieben bemühen und das Reitabzeichen 7 (früher Großes Hufeisen) nachweisen können.
Die Ausbildung – Zugang und Karriere
Die Ausbildung zum*zur Tierpfleger*in dauert in der Regel drei Jahre und findet dual statt – im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben, doch viele Betriebe bevorzugen Bewerber*innen mit einem mittleren Abschluss (Realschule). Gute schulische Kenntnisse in Biologie, Chemie und Mathematik sind hilfreich. Noch entscheidender sind Tierliebe, Beobachtungsgabe, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, körperlich zu arbeiten, auch bei Wind, Wetter und an Wochenenden – oder wenns mal stinkt.
Die Vergütung variiert je nach Träger und Fachrichtung, liegt aber häufig bei gut 1.000 Euro im ersten Ausbildungsjahr. Das Durchschnittseinkommen als angestellte Fachkraft liegt laut BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit bei etwa 3.600 Euro brutto für Tierpfleger*innen in Forschung und Klinik, sowie etwa 2.800 Euro brutto in den Fachbereichen Zoo und Tierheim/Tierpension.
Nach dem Abschluss stehen dir zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen: etwa zum*zur Tierpflegemeister*in, Tierwirt*in, Fachkraft für Tiergestützte Therapie, in der Zoo- und Wildtierpflege, der Tierzucht oder im Bereich Tiergesundheit und Verhaltensbiologie. Auch ein anschließendes Studium – beispielsweise in Tiermanagement, Biologie oder Tierpflegewissenschaft – ist möglich. Die Nachfrage nach qualifizierten Tierpfleger*innen bleibt hoch, besonders in Forschung, Kliniken und Artenschutzprojekten – beste Aussichten also für deine Zukunft mit Tieren!
Weitere Informationen:
BerufeNet:
Tierpfleger*in - Forschung und Klinik
Tierpfleger/in - Tierheim und Tierpension
Quellen:
Talkaccino: Interview mit Renate Haider, Tierpflegerin vom Tiergarten Schönbrunn; online: www.talkaccino.at/interview/leben/tierpflegerin-renate-haider/
Badische Zeitung: „Die Leidenschaft mit Tieren zu arbeiten“; online: www.badische-zeitung.de/die-leidenschaft-mit-tieren-zu-arbeiten--210997593.html
22.04.2022; bearbeitet 20.11.2025