Das BIBB veröffentlicht Ergebnisse aus einer aktuellen Kosten-Nutzen-Erhebung. Zentrales Ergebnis: selbst auszubilden lohnt sich für Betriebe aus einer ganzen Reihe von Gründen.
(ps) Für nicht wenige Unternehmen stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, eigene Auszubildende zu beschäftigen – steigende Kosten, organisatorischer Aufwand und personelle Ressourcen schlagen hier zu Buche. Die Antwort darauf ist aber in den meisten Fällen klar: Ja, es lohnt sich – und das aus mehreren Gründen.
Zu dieser Frage hat jüngst das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) eine Kosten-Nutzen-Erhebung durchgeführt und ist zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: trotz der steigenden Kosten für die Ausbildung lohnt es sich weiterhin, denn „die Personalgewinnungskosten, die bei der Rekrutierung von Fachkräften über den externen Arbeitsmarkt anfallen, sind deutlich stärker gestiegen als die Nettoausbildungskosten.“
Rechne man alle Kostenfaktoren für eine*n Auszubildende*n über alle Ausbildungsjahre zusammen, ergäben sich Bruttokosten von durchschnittlich „etwa 26.200 Euro pro Auszubildender/Auszubildendem,“ so die BIBB. Demgegenüber steht aber „die Erbringung produktiver Leistungen“ seitens der Auszubildenden, die das BIBB mit einer durchschnittlichen „Höhe von rund 18.100 Euro“ veranschlagt. Damit würden die Auszubildenden etwa 70 Prozent der Ausbildungskosten durch ihre Leistungen quasi selbst abdecken. Natürlich gilt hier: je besser die Ausbildungsqualität, desto bessere Leistungen können die Azubis erbringen. Eine klassische win-win-Situation.
Insgesamt seien Unterschiede je nach Berufsbereich und Betriebsgröße sowie nach Region festzustellen. „Bei etwa jedem vierten Auszubildenden überstiegen die Erträge die Bruttokosten. In diesen Fällen konnten sogar Nettoerträge erzielt werden,“ betont das BIBB.
Mit Blick auf externe Personalgewinnung sehe die Lage dagegen deutlich schlechter aus, wie das BIBB weiter mitteilt: „So bewerteten 70 Prozent der Betriebe die Lage am Fachkräftemarkt als schlecht oder sehr schlecht. Im Vergleich zu früheren BIBB-Erhebungen fiel der prozentuale Anstieg der Personalgewinnungskosten mit 65 Prozent wesentlich höher aus als der Anstieg der Nettoausbildungskosten mit 28 Prozent.“
Tatsächlich seien die Personalgewinnungskosten derzeit deutlich höher als für eine Ausbildung: sie beliefen sich für ein Jahr auf „durchschnittlich auf rund 13.700 Euro“ – und lägen damit bei gut 60 Prozent der Kosten für eine dreijährige Ausbildung. Hier schlagen etwa Kosten zwecks Werbung für und Durchführung von Bewerbungsverfahren, Weiterbildungskosten während der Einarbeitung und Kosten durch Minderleistung in der Einarbeitungszeit zu Buche. Zudem seien die freien Stellen deutlich länger unbesetzt: zwischen 10 bis 19 Wochen warten die Betriebe durchschnittlich auf eine erfolgreiche Nachbesetzung von Stellen.
Aber wo sind die Azubis?
Nicht von der Kosten-Nutzen-Erhebung des BIBB abgedeckt sind allerdings die Probleme der Azubi-Gewinnung für Unternehmen. Wie eine Umfrage der DIHK aus 2024 zeigt, sei es 2023 lediglich 51 Prozent der Betriebe gelungen, alle Ausbildungsstellen zu besetzen – zehn Jahre zuvor waren es noch 71 Prozent.
Die Lage sei „für viele Unternehmen angespannt,“ da „die Betriebe infolge des demografischen Wandels händeringend nach Auszubildenden“ suchen würden, so Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer.
Um junge Menschen für die Ausbildung im eigenen Betrieb zu begeistern, sei laut DIHK die direkte Ansprache immer noch am wichtigsten: „Die Praxis zeigt, dass vor allem der persönliche Kontakt und die persönliche Ansprache erfolgreich sind.“ So würden „über 70 Prozent der Betriebe ihre künftigen Azubis durch Initiativen wie Schnuppertage, Job-Messen und Praktika“ kennenlernen.
Hier seien die Mitarbeiter*innen „als Botschafter für den eigenen Betrieb unterwegs,“ wie Dercks erläutert. „73 Prozent der Unternehmen nutzen die Authentizität der eigenen Belegschaft, um erfolgreich auf sich aufmerksam zu machen. Diese analogen Kommunikationskanäle böten die Möglichkeit, tiefergehende und persönliche Beziehungen aufzubauen.“
Quellen:
BIBB: „Duale Berufsausbildung: eine lohnende Investition für Betriebe“, PM 23/2025, Bonn, 31.07.2025; online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_210430.php
BIBB: Report 2/2025: „Eigene Ausbildung oder externe Fachkräftegewinnung – mit welchen Kosten müssen Betriebe rechnen?“, Felix Wenzelmann et al.; online: www.bibb.de/dokumente/pdf/final_BIBB%20Report%2002_2025.pdf
DIHK: „DIHK-Umfrage: Azubi-Mangel weitet sich aus“, o.A., 08.08.2024; online: www.dihk.de/de/themen-und-positionen/fachkraefte/aus-und-weiterbildung/ausbildung/ausbildungsumfrage-24/dihk-umfrage-azubi-mangel-weitet-sich-aus--119362
25.08.2025