vocatium Magazin / Wissenschaft und Politik / Klimawandel im Unterricht

Klimawandel im Unterricht

Plattform stellt Satellitendaten zur Verfügung

Hände halten eine Sämling über dürrem Boden (Symbolbild). Bild von jcomp auf Freepik. Hände halten eine Sämling über dürrem Boden (Symbolbild). Bild von jcomp auf Freepik.
Beitrag teilen
Wissenschaft und Politik

Der Klimawandel schreitet ungebremst voran während Protestbewegungen wie Fridays for Future an Bedeutung verlieren. Doch das Thema bleibt und wird für Generationen bleiben – doch die schulische Aufbereitung des Themas hängt noch weit hinter den Möglichkeiten zurück. Engagierte Lehrkräfte müssen sich oft noch selber helfen.


(ps) Der Klimawandel hat im Aufmerksamkeitskampf der Öffentlichkeit gerade Pech: Kriege und Konflikte weltweit und auch fast vor unserer Haustür, der Niedergang der US-amerikanischen Demokratie, und selbst die einstige Klima-Ikone Greta Thunberg hat sich anderen Dingen zugewandt. Nicht zu vergessen den neuesten Hype auf TikTok – wir haben ja weiß Gott wichtigeres zu tun, als uns ständig nur mit dem Klimawandel zu befassen. Diesen Eindruck könnte man jedenfalls dieser Tage bekommen. Zwar werden natürlich weiterhin Klimanachrichten veröffentlicht (alle in der Regel schlimm) – aber im eigentlichen Sinne „Thema“ ist der Klimawandel derzeit nur selten.


Das ist dem Klimawandel natürlich herzlich egal – da wir weder mit noch ohne mediale Aufmerksamkeit ausreichende Maßnahmen ergreifen, geht er weitgehend ungebremst weiter. Da ist es in Zeiten von Krieg und Krisen auch nur eine zynische Fußnote, dass das weltweite Militär, wäre es ein Staat, der viertgrößte CO2-Emittent wäre, und etwa der Ukraine-Krieg einen jährlichen CO2-Ausstoß in der Größenordnung jenes der Niederlande hat.


Wie immer in der Geschichte ist es an den Kindern, es besser zu machen (und zu retten, was dann noch zu retten ist). Dafür braucht es aber vor allem eins: das nötige Wissen. Der Klimawandel ist an sich kein neues Thema in den Lehrplänen: schon seit den 80er Jahren zogen Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit in die Lehrpläne ein und seit den 2000er Jahren kam der Klimawandel mit Nachdruck auf die Agenda. Trotzdem ist das Thema auch heute noch nicht in allen Lehrplänen hinreichend verankert und die Inhalte in Schulbüchern sind nicht selten fehlerhaft, unvollständig – und zu wenig. Nicht zuletzt liegt es dann auch an der Motivation der jeweiligen Lehrkraft, ob und in welchem Umfang das Thema überhaupt behandelt wird.


In Italien ist der Klimawandel dagegen schon seit 2019 Pflichtfach an den Schulen, für alle Schüler*innen zwischen 6 und 19 Jahren. Da geht es dann, je nach Altersstufe, um praktische Dinge wie einen Baum zu pflanzen über Nachhaltigkeit und Auswirkungen des (eigenen) Konsumverhaltens bis hin zu klimawissenschaftlichen und -politischen Unterrichtseinheiten in den Oberstufen. Italien nimmt damit eine Vorreiterrolle ein: es war das erste Land weltweit, das solch einen Unterricht einführte. Seither sind viele Länder gefolgt, von Finnland und Schweden über Costa Rica bis Neuseeland.


Von einem Unterrichtsfach „Klimawandel“ ist man in Deutschland noch sehr weit entfernt. Doch immerhin: abseits der Schulbücher wachsen die Angebote für seriöse, wissenschaftlich abgesicherte Unterrichtsmaterialien und Wissensplattformen zum Thema. Und es kommen stetig neue, spannende Ansätze hinzu. Ein solcher Ansatz ist das Projekt CDEC academy, das im Juni 2025 startete. Es baut auf dem Vorgängerprojekt „Climate Data Entrepreneurial Club“ auf und verfolgt das Ziel, Lehrkräfte im Fachunterricht – besonders in Geographie und Informatik – gezielt zu unterstützen. Im Zentrum steht dabei der Einsatz von echten Satellitendaten, mit denen Schüler*innen konkrete klimatische Veränderungen auf der Erde sichtbar und analysierbar machen können. Finanziert wird das Ganze von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
 

Was erstmal trocken klingt, ist in der Umsetzung ziemlich innovativ: die Schüler*innen lernen anhand echter Erdbeobachtungsdaten – etwa von veränderten Küstenlinien, schmelzenden Gletschern oder urbaner Hitzeentwicklung – wie Klimawandel in Zahlen und Bildern sichtbar wird. Dabei geht es nicht nur um reines Faktenwissen, sondern auch um Datenkompetenz, kritisches Denken und unternehmerisches Handeln. Denn neben den naturwissenschaftlichen und informatischen Aspekten spielt auch die Frage eine Rolle, wie aus Wissen Ideen werden können – zum Beispiel für nachhaltige Geschäftsmodelle oder technologische Lösungen.
 

Im Fokus stehen dabei die Klassenstufen 10 bis 13. Die bereits erprobten Lernmodule wurden überarbeitet und sollen nun bundesweit verfügbar gemacht werden. Parallel werden Lehrkräfte fortgebildet und mit didaktischem Material ausgestattet, das den Einsatz im Unterricht erleichtert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der wissenschaftlichen Begleitung: Die Entwickler*innen wollen genau wissen, was Schulen brauchen, um solche Materialien im Alltag wirklich nutzen zu können. So entstehen nicht nur isolierte Lerneinheiten, sondern umfassende Handlungsleitfäden für die Unterrichtspraxis. Godela Roßner, Leiterin der Abteilung Erdbeobachtung bei der deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, betont: „Mit dem Anschlussvorhaben möchten wir unmittelbar auf die Bedarfe der Lehrkräfte reagieren und diese dabei unterstützen, das Thema anwendungsnah und praxisorientiert den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln.“

 

Weiterführende Informationen:


Auf der Homepage des Climate Data Entrepreneurial Club finden sich Unterrichtsmodule zum Thema Klimawandel in Satellitendaten, mit Schwerpunkten auf Informatik und Entrepreneurial Education.

Weitere gute Onlineplattformen zum Thema Klimawandel im Unterricht sind (Auswahl):

Bundesumweltministerium: Umwelt im Unterricht

ARD: Planet Schule – Klimawandel

Deutscher Bildungsserver: Klimawandel Unterrichtsmaterial

Siemens Stiftung: Unterrichtsmaterial über den Klimawandel

Umfangreiches Quellenmaterial für eher ältere Schüler*innen bietet zudem die Bundeszentrale für politische Bildung.

 

 

Quellen:


Climate Data Entrepreneurial Club: Homepage; online: material.cdec.io

Deutsche Welle: „Gerüstet für die Zukunft: Klimawandel als Unterrichtsfach“, Holly Young,
21.02.2024; online: www.dw.com/de/ger%C3%BCstet-f%C3%BCr-die-zukunft-klimawandel-als-unterrichtsfach/a-68277197

Gesellschaft für Informatik e.V.: „Satellitendaten im Unterricht: Neue Angebote für Lehrkräfte“, PM vom 09.10.2025; online: idw-online.de/de/news859438

Klimafakten: „Zu wenig, zu oberflächlich, zu unpolitisch: Wie der Klimawandel in Schulbüchern vorkommt“, Theresa Horbach, 29.8.2023; online: www.klimafakten.de/kommunikation/zu-wenig-zu-oberflaechlich-zu-unpolitisch-wie-der-klimawandel-schulbuechern-vorkommt