Die Digitalisierung bietet insbesondere für Büroberufe neue Möglichkeiten. Neben dem bekannten Homeoffice wird derzeit die sogenannte Workation zunehmend ein Thema.
(ps) Workation – die Kombination aus „Work“ (Arbeit) und „Vacation“ (Urlaub) – gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Beliebtheit. Immer mehr Berufstätige nutzen die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz zeitweise an attraktive Orte im In- oder Ausland zu verlegen. Besonders beliebt sind dabei Regionen innerhalb Deutschlands, die eine gute digitale Infrastruktur mit naturnaher Erholung oder kulturellen Angeboten verbinden. Viele Unterkünfte und Coworking-Spaces haben sich inzwischen auf Workation-Gäste eingestellt. Auch Destinationen im Ausland wie Spanien, Südfrankreich, aber auch Länder wie Estland mit einer ausgezeichneten digitalen Infrastruktur erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Vorteile sind ein Tapetenwechsel, gesteigerte Motivation und die bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit – vorausgesetzt, Arbeitgeber und Aufgaben ermöglichen das mobile Arbeiten.
Nun haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer IAO) eine Untersuchung vorgestellt, in der sie Workations und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt beleuchtet haben. Dabei ging es zunächst allgemein um Bekanntheit der Workation und die Nutzungshäufigkeit. Ferner standen insbesondere die Aspekte Arbeitszufriedenheit, Motivation und Leistung im Mittelpunkt.
„Unsere Befragung zeigt, dass bereits 68 Prozent der Befragten mit Workation vertraut sind, dennoch ermöglichen nur 34 Prozent der Arbeitgeber der Befragten diese Form des mobilen Arbeitens“, sagt Studienautorin Meral Yurdakul-Ziegler vom Fraunhofer IAO in einer Mitteilung des Hauses. „Dass zwischen Bekanntheit und tatsächlicher Umsetzung noch eine deutliche Diskrepanz besteht, verdeutlicht die Tatsache, dass bislang lediglich ein Viertel der Befragten eine Workation tatsächlich erlebt hat.“
Arbeitszufriedenheit und Motivation
Jene, die hier bereits Erfahrungen gemacht haben, zeigen sich überwiegend überzeugt von dem Ansatz: so gaben knapp zwei Drittel an, dass die während ihrer Workation eine gesteigerte Motivation erlebt hätten und sogar 71 Prozent hätten „eine höhere Arbeitszufriedenheit erlebt“. Aus Sicht der Fraunhofer Forschenden unterstrichen diese Zahlen „das Potenzial von Workation, die Bindung von Mitarbeitenden zu stärken und die Effizienz in Unternehmen nachhaltig zu fördern.“
Workation steigert Attraktivität des Arbeitgebers
Bereits 2024 hat das globale Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCooper (PwC) Befragungen zum Thema durchgeführt und kam zu dem Schluss, dass Arbeitgeber*innen die Workations ermöglichen Wettbewerbsvorteile im Kampf um die besten Nachwuchskräfte haben. So sei für „deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) […] ein Workation-Angebot sogar ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl“. Und 30 Prozent der Befragten würden „ein Stellenangebot ausschlagen, wenn das jeweilige Unternehmen keine Möglichkeit zur Workation bietet; bei den 18- bis 29-Jährigen äußerten sich sogar 45 Prozent so.“
Auch steige die Nachfrage nach Workations merklich an. Laut Christina Neugirg, Director bei PwC Deutschland, seien 80 Prozent der 18- bis 29-jährigen bereits heute „Workation-affin“ und selbst in der Altersgruppe der 60- bis 65-jährigen träfe dies bereits auf fast die Hälfte der Befragten zu.
Dr. Jana-Denise Weber, Partnerin bei PwC Deutschland, betont: „Dieses Ergebnis zeigt ganz klar: Unternehmen, die sich nicht mit dem Thema Workation beschäftigen, nehmen klare Nachteile im Wettbewerb um die Fach- und Arbeitskräfte in Kauf. Und wegen des demografischen Wandels und des wachsenden Personalmangels in vielen Branchen wird dieses Risiko in den kommenden Jahren noch steigen.“
Yurdakul-Ziegler vom Fraunhofer IAO sieht auch ein Wahrnehmungsproblem: so bestünden Missverständnisse gegenüber diesem Arbeitsmodell, das eben nicht nur „Arbeiten im Urlaub“ sei. „Vielmehr handelt es sich um ein modernes Arbeitskonzept, das berufliche Anforderungen mit individueller Weiterentwicklung in Einklang bringt.“
Workation-Regelungen zu unbekannt und oft kompliziert
Sowohl das Fraunhofer IAO als auch PwC kommen bei ihren Befragungen zu dem Schluss, dass selbst dann, wenn das Unternehmen Workations anbietet, der Zugang optimierungsfähig ist. „48 Prozent der Befragten nennen Genehmigungsprozesse als besonders herausfordernd“, so das Fraunhofer IAO, zudem empfänden 34 Prozent der Befragten „die Frage der Kostentransparenz als Hürde“.
Auch PwC befindet: „Viele Arbeitgeber kommunizieren zum Thema Workation noch nicht gut genug. […] In den Unternehmen, die Workation anbieten, kennt nur eine knappe Mehrheit der Angestellten (52 Prozent) den festgelegten Prozess, um das mobile Arbeiten aus dem Ausland zu beantragen.“ Dr. Weber betont: „Klare, vom Unternehmen definierte Regelungen sind enorm wichtig.“ Denn es dürfe nicht vergessen werden: „So attraktiv ein Arbeitswinter im Süden für viele Beschäftigte ist – Workation bringt gewisse steuer-, arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Fallstricke mit sich. Die sollten Unternehmen auf jeden Fall vorab prüfen, um späteren Zeit- und Kostenaufwand zu vermeiden.“
Quellen:
Fraunhofer IAO: „Workation im Faktencheck: Auswirkungen auf die Arbeitswelt“, PM vom 25.09.2025; online: www.iao.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/aktuelles/workation-im-faktencheck-auswirkungen-auf-die-arbeitswelt.html
PricewaterhouseCooper: „Arbeitgeber ohne Workation-Angebot schließen fast ein Drittel der potenziellen Bewerber:innen aus“, PM vom 02.05.2025; online: www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2024/workation-zwischen-wunsch-und-wirklichkeit.html
25.09.2025