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Berufsziel Industriekaufmann*kauffrau

Einkauf, Verkauf, Planung – alles im Griff

Industriekaufmann an einer Flipchart (Symbolbild). ©Drazen Zigic auf Freepik
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Berufsbilder

Die Ausbildung zu Industriekaufleuten gehört zu den beliebtesten Ausbildungen Deutschlands. Im Sommer 2024 erhält sie eine neue Ausbildungsordnung und wird an die neuesten Entwicklungen in Digitalisierung, Technologie und Nachhaltigkeit angepasst.

 

(ps) Die Ausbildung für Industriekaufleute gehört zu den beliebtesten Ausbildungen Deutschlands und findet sich in Rankings immer auf den oberen Plätzen. Aus gutem Grund: die Ausbildung bietet vielfältige Karrierechancen in zahlreichen industriellen Wirtschaftszweigen. In den Betrieben gehören die Felder betriebswirtschaftliche Steuerung, Vertrieb und Marketing, Einkauf und Beschaffung, Verkauf, Logistik und noch vieles mehr dazu.

 

Was lerne ich da?

 

In der Ausbildung zum Industriekaufmann bzw. zur Industriekauffrau lernst du alles, was modernes kaufmännisches Arbeiten in einem Industrieunternehmen ausmacht. Dazu gehören die Bereiche Einkauf, Vertrieb, Finanz- und Rechnungswesen, Personal, Marketing, Produktion, Materialwirtschaft und Logistik. Du erfährst, wie Unternehmen organisiert sind, wie man Angebote einholt, Bestellungen auslöst, Verträge prüft und Lieferungen steuert.
 

Ein zentraler Teil ist der Umgang mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, Kosten- und Leistungsrechnungen, Kalkulationen und Budgetplanungen. Du lernst, wie man Preise kalkuliert, Abläufe wirtschaftlich bewertet und Entscheidungen vorbereitet. Moderne ERP-Systeme wie SAP oder Microsoft Dynamics begleiten dich fast täglich – du lernst, damit Daten auszuwerten, Prozesse zu dokumentieren und Abläufe effizient zu gestalten.
 

Immer wichtiger wird zudem das Verständnis für digitale Wirtschaft, nachhaltige Produktion, internationale Lieferketten, Ressourcenplanung und Qualitätsmanagement. Auch Themen wie Kundenkommunikation, Vertragsrecht, Datensicherheit oder die Steuerung globaler Warenströme gehören mittlerweile selbstverständlich dazu.
 

Im Berufsalltag bist du eine organisatorische und kommunikative Allroundkraft: Du planst Beschaffungsprozesse, koordinierst Liefertermine, erstellst Angebote, führst Kund*innenkorrespondenz, überwachst Zahlungsläufe und unterstützt bei Projekten. Dabei wechselst du regelmäßig zwischen Büro, Besprechungsräumen, Produktionsbereichen und manchmal auch externen Partnern – Abwechslung ist also garantiert, besonders in größeren Unternehmen mit internationalen Strukturen.
 

So sehen das auch die Azubis selbst: „Das, was mir an meiner Ausbildung am besten gefällt, ist die Vielfältigkeit des Berufes“, freut sich Cindy Wegner, die bei WAGO ihre Ausbildung macht. „Je nach Abteilung habe ich mit den verschiedensten Personengruppen Kontakt: Von Mitarbeitern über Lieferanten bis hin zu den Kunden ist alles dabei, was die Ausbildung sehr spannend und abwechslungsreich macht.“ WAGO gehört zu den weltweit führenden Anbieter elektrischer Verbindungs- und Automatisierungstechnik – jeder, der schon mal zwei Stromkabel verbinden musste, z.B. um eine neue Lampe anzubringen, kennt die WAGO-Verbindungsklemmen.

 

Neue Ausbildungsinhalte

 

Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erläutert, habe die Digitalisierung in den letzten 20 Jahren „die Geschäftsprozesse sowie Arbeitsformen grundlegend“ verändert. Zudem wurden durch „die digitale Vernetzung von Herstellungs- und Steuerungsprozessen“ auch die „industriellen Wertschöpfungsprozesse insgesamt verändert. Produktions- und Planungssysteme konnten Kundenanforderungen zunehmend spezifischer berücksichtigen und Vernetzung, Cloud-Technologien sowie E-Commerce erlaubten neue Geschäftsmodelle.“ Entsprechend sei „bei künftigen Fachkräften ein umfängliches Prozessverständnis gefragt und durch ein Zusammenwachsen des kaufmännischen und gewerblich-technischen Handelns auch zunehmend Kompetenzen des ‚Schnittstellenmanagements’.“ – und vieles mehr.
 

Zum 1. August 2024 trat die neue Ausbildungsordnung in Kraft: sie „greift die vielfältigen wirtschaftlichen, technologischen und arbeitsorganisatorischen Entwicklungen auf. Ausgehend vom industriellen Leistungserstellungsprozess gehört das kunden-, geschäftsprozess- und projektorientierte Arbeiten zu den Kernkompetenzen des Berufs. Gegen Ende der Ausbildung werden die breit angelegten betriebswirtschaftlichen Kernkompetenzen durch ein Einsatzgebiet im Umfang von sechs Monaten vertieft.“ Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit von Geschäftsprozessen wird in der Ausbildung verankert. Damit ist die Ausbildung zum*zur Industriekaufmann*frau auf der Höhe der Zeit und berücksichtigt alle wichtigen Themen der Gegenwart für die Zukunft.
 

Für die duale Ausbildung gibt es keinen vorgeschriebenen Schulabschluß. In der Praxis haben die meisten Azubis einen Realschul-/ mittleren Bildungsabschluß oder Abitur. Zu den wichtigsten Fähigkeiten gehören ein Verständnis für Mathematik und ein Interesse an Wirtschaft, sowie die ein Interesse an organisatorischen, verwaltenden und beratenden Tätigkeiten.

 

Die Ausbildung – Zugang und Karriere

 

Die duale Ausbildung für Industriekaufleute dauert in der Regel drei Jahre und findet sowohl im Ausbildungsunternehmen als auch in der Berufsschule statt. Rechtlich ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben, jedoch stellen viele Betriebe bevorzugt Auszubildende mit mittlerem Bildungsabschluss (Realschule) oder (Fach-)Abitur ein. Gute Leistungen in Deutsch, Mathematik und Wirtschaft sowie ein grundlegendes Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge erleichtern den Einstieg. Wichtige persönliche Voraussetzungen sind Sorgfalt, Organisationsfähigkeit, Kommunikationsstärke sowie Freude am Umgang mit Zahlen und kaufmännischen Prozessen. Auch Teamfähigkeit und ein sicheres Auftreten gehören zu den gefragten Kompetenzen.
 

Die Vergütung variiert nach Region, Branche und Tarifbindung. Im ersten Ausbildungsjahr liegt sie häufig bei gut 1.000 Euro, in den folgenden Jahren steigt sie entsprechend an. Nach der abgeschlossenen Berufsausbildung kannst du laut BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit als angestellte Fachkraft mit durchschnittlich 4.400 Euro brutto monatlich rechnen.
 

Die Zukunftsperspektiven sind sehr gut, da Industriekaufleute in praktisch allen indutriellen Wirtschaftsbereichen gefragt sind. In der Berufspraxis eröffnen Weiterbildungen zusätzliche Karrierechancen – zum Beispiel zum*zur Industriefachwirt*in, Wirtschaftsfachwirt*in oder Betriebswirt*in (IHK). Auch Spezialisierungen in Bereichen wie Controlling, Einkauf, Personalwesen oder Vertrieb sind attraktive Optionen. Mit ausreichend Erfahrung ist zudem der Schritt in Führungspositionen oder die Selbstständigkeit möglich. Ebenso besteht die Möglichkeit, im Anschluss an die Ausbildung ein wirtschaftliches Studium aufzunehmen, etwa in BWL, Logistik oder Wirtschaftsinformatik, um das kaufmännische Wissen weiter zu vertiefen und die beruflichen Perspektiven zu erweitern.

 

 


Weitere Informationen:

 

BIBB: Industriekaufmann/Industriekauffrau

BerufeNet: Industriekaufmann/Industriekauffrau

 

 


Quellen:

 

WAGO: „Interview: Ausbildungsberuf Industriekauffrau“; online: www.wago.com/de/interview-industriekauffrau

 

 

 

21.06.2024; bearbeitet 21.11.2025