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Baugewerbe: Steigende Ausbildungszahlen

Fachkräfte werden weiter dringend gesucht

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Ausbildung und Studium

Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) freut sich: Zum siebten Mal in Folge steigen die Ausbildungszahlen in der Branche. Im Vergleich zum Vorjahr konnte ein Anstieg der Azubis im ersten Lehrjahr um 2,2 Prozent festgestellt werden. Allerdings gibt es trotz der steigenden Zahlen weiterhin einen Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Wohl auch deshalb steigen die Löhne kontinuierlich: Die tariflichen Monatsgehälter sind von 2015 bis '19 um satte 12,5 Prozent gestiegen, bei einem zeitgleichen Anstieg der Verbraucherpreise um lediglich 5,3 Prozent. Die Berufsaussichten sind also vielversprechend.

(ps) Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) freut sich: Zum siebten Mal in Folge steigen die Ausbildungszahlen in der Branche. Im Vergleich zum Vorjahr konnte ein Anstieg der Azubis im ersten Lehrjahr um 2,2 Prozent festgestellt werden. Allerdings gibt es trotz der steigenden Zahlen weiterhin einen Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Wohl auch deshalb steigen die Löhne kontinuierlich: Die tariflichen Monatsgehälter sind von 2015 bis '19 um satte 12,5 Prozent gestiegen, bei einem zeitgleichen Anstieg der Verbraucherpreise um lediglich 5,3 Prozent. Die Berufsaussichten sind also vielversprechend. 

Dem Baugewerbe geht es gut: Es ist annähernd die einzige Branche, die bislang ohne nennenswerte Blessuren durch die Coronapandemie gekommen ist. Die Wirtschaftsleistung blieb 2020 unverändert und auch 2021 ist nur ein minimales Absinken um 0,4 Prozent vermeldet worden. Insgesamt bildet die Branche derzeit etwa 43.000 Menschen aus, ein Plus von 2,7 Prozent – und zugleich auch das siebte Jahr in Folge ein Plus. Unter den Auszubildenden sind weiterhin 15.000 Menschen im ersten Lehrjahr, ein Zuwachs von 2,2 Prozent. Hier zeige sich, so Felix Paleppa vom ZDB, "wie attraktiv die Branche für die Jugendlichen ist." Und neben Löhnen und Gehältern sind auch die Ausbildungsvergütungen auf Wachstumskurs.

Nachwuchskräfte heiß begehrt

Während im Jahr 2010 die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr West 609€ / Ost 524€ betrug, liegt sie 2021 bei West 905€ / Ost 830€. Im April ist eine weitere Anhebung auf dann 920€ / 855€ geplant. Im dritten Lehrjahr betragen die Ausbildungsvergütungen ab April 1.495€ / 1.270€. Nichtsdestotrotz mangelt es an Nachwuchskräften und sie sind weiterhin entsprechend heiß begehrt. Die Süddeutsche Zeitung berichtete im Dezember, dass um die 15.000 Lehrstellen unbesetzt bleiben. Die Baubranche trifft dieses Problem besonders hart, ist aber damit bei weitem nicht alleine. 

Eine repräsentative Betriebsumfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im September 2021 ergab, dass "36 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe" eine Ausbildung anboten, jedoch "nur 61 Prozent dieser Betriebe tatsächlich auch Ausbildungsplätze besetzen". Dies trifft kleine Betriebe besonders: Beinahe 50 Prozent der kleinen Betriebe, aber vergleichsweise "nur" 28 Prozent der großen Betriebe konnten ihre Lehrstellen nicht besetzen. Zu den Hauptursachen zählt unter anderem der seit Jahren andauernde Trend, wenn irgend möglich ein Studium statt einer Ausbildung zu beginnen. 

Neue Anforderungen an die Ausbildungen

Das Baugewerbe hat zudem Probleme mit Image und Arbeitsklima. Wie auch in allen anderen Berufsbereichen stellen die neuen Generationen auch neue Anforderungen an ihre Ausbildung und das Arbeitsleben. Die Forderung nach einer besseren sogenannten "work-life-balance" macht auch vor dem Baugewerbe nicht halt. Raue Umgangstöne auf der Baustelle und Überstunden würden viele Azubis abschrecken – "Hier ist ein Umdenken gefragt", sagt Claudia Büttner, Sprecherin des Dachdeckerverbandes (ZVDH) gegenüber der Süddeutschen. "Jugendliche wollen wertgeschätzt werden und sich wohl fühlen", so Büttner. Wer nicht mitzöge, müsse sich über fehlende Azubis nicht wundern.

Auch der Frauenanteil ist gering – so gering, dass die Tagesschau Ende 2020 Frauen in der Baubranche als "exotisch" bezeichnete. Tatsächlich dürfen Frauen überhaupt erst seit 1994 im Baugewerbe arbeiten – eine westdeutsche Eigenheit, doch auch im Osten sieht die Situation nicht bedeutend besser aus. Insgesamt sind von den 1,9 Millionen Beschäftigten im Baugewerbe lediglich 13 Prozent Frauen. Mit diesem Anteil belegt das Baugewerbe im Branchenvergleich den letzten Platz. Aber natürlich trägt auch die – branchenunabhängige – eklatante Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen ihren Teil zur Lage bei. Beispielsweise eine studierte Bauingenieurin in leitender Stellung verdient durchschnittlich lediglich 76 Prozent dessen was sie verdienen könnte, wenn sie ein Mann wäre. 

Hoffnung setzt die Baubranche bei der Lehrlingsgewinnung sowohl in neue, attraktive Tätigkeitsfelder, als auch in zeitgemäße Ansprachekanäle über soziale Medien und Jobmessen. So erfreuen sich bspw. jene Bereiche besonderen Interesses, die klimaschutzbezogene Aufgaben bereithalten, wie etwa die Installation von Solaranlagen – hier gibt es seit einigen Jahren sogar eine schicke neue Bezeichnung: Solarteur*in. Daneben seien Berufsorientierungsmessen "eigentlich Pflicht", so Jens Christopher Ulrich, Sprecher bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern in der Süddeutschen. "Es geht darum, die jungen Menschen an den eigenen Stand zu locken, auf sich aufmerksam zu machen, ihre Neugier zu wecken."

                                                                                                                                                                     
Informationen für Ausbildungsinteressierte:

https://www.soka-bau.de/arbeitnehmer/leistungen/berufsausbildung 

https://www.zdb.de/berufsbildung 

https://www.bauindustrie.de/themen/bildung/berufsausbildung 


Quellen:

https://www.presseportal.de/pm/33001/5127544 

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/handwerk-nachwuchsmangel-baugewerbe-1.5497982 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_032_441.html 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/01/PD22_020_811.html 

https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Tarifverdienste-Tarifbindung/TDB/_TDB/tarifinfo-baugewerbe.html 

https://www.bauindustrie.de/zahlen-fakten/auf-den-punkt-gebracht/loehne-und-entgelte-im-baugewerbe-deutlich-erhoeht 

https://www.iab.de/de/informationsservice/presse/presseinformationen/forum-ausbildungsmarkt.aspx 

https://bi-medien.de/fachzeitschriften/baumagazin/wirtschaft-politik/baugewerbe-viel-luft-nach-oben-beim-frauenanteil-am-bau-b13578 

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/baubranche-frauenanteil-maennerberuf-101.html