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KI in der Ausbildungs- und Prüfungspraxis

Digitale Unterstützung für Ausbilder*innen

Berufsschüler*innen mit Tablet (Symbolbild). Bild von Freepik. Berufsschüler*innen mit Tablet (Symbolbild). Bild von Freepik.
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Ausbildung und duales Studium

KI an Schulen und Hochschulen ist schon seit Jahren ein Dauerbrenner. Etwas weniger im Rampenlicht stand dagegen die Frage nach KI in der Ausbildung. Das Bundesinstitut für Berufsbildung widmet sich nun dem Thema auf der Leando-Jahrestagung in Bonn.

 

(ps) Kaum ein Thema hat innerhalb von so kurzer Zeit so grundlegende Wandlungen angestoßen wie KI. Das erste gut funktionierende KI-Programm kam Ende 2022 in Form von ChatGPT auf den Markt, drei Jahre später ist KI schon überall. Dabei wird mit Blick auf die Wirtschaft oft heiß diskutiert, was das mit dem Arbeitsmarkt macht, wie Unternehmen KI einsetzen können, usw. Was KI für die Ausbildung bedeutet – in den Unternehmen wie auch in den Berufsschulen – ist dagegen seltener ein Thema. Dabei gibt es auch hier spannende Entwicklungen und aussichtsreiche Anwendungsmöglichkeiten.


Auf der Leando-Jahrestagung 2025 hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) sich dem Thema under dem Motto „Berufsausbildung im Wandel – Alles KI oder was?!" genähert. Namensgebend ist die Leando-Plattform des BIBB, die vom Bundesbildungsministerium gefördert wird und ab dem kommenden Jahr ein eigenes KI-Angebot samt Chatbot anbieten soll. Mithin sei KI „ein „Game-Changer“, der das Ausbildungs- und Prüfungspersonal in der beruflichen Bildung vor völlig neue, in dieser Dimension bisher nicht bekannte Herausforderungen bei der Gestaltung der Ausbildungs- und Prüfungspraxis“ stelle, so das BIBB.


Die Teilnehmer*innen können in verschiedenen Workshops „konkrete KI-Werkzeuge für den Nutzen in der betrieblichen Ausbildungs- und Prüfungspraxis“ testen, wie das BIBB weiter mitteilt. Dabei geht es beispielsweise um den Einsatz von Tools zur automatisierten Planung und Dokumentation der betrieblichen Ausbildung, oder auch darum, wie mit den richtigen Suchbefehlen für die KI („prompts“) optimale Ergebnisse erzielt werden können. Aber auch die gesellschaftliche Dimension spielt eine Rolle: ein Workshop widmet sich auch der Frage nach „Demokratie im Ausbildungsalltag“ in Zeiten von KI und Fake News.


Mit dem als „Prototyp“ Anfang 2026 online gehenden Chatbot sollen dann „nicht nur schnell und zielgerichtet Informationen aufbereite[t], sondern auch individuelle Lernpfade zu berufsspezifischen und berufsübergreifenden Themen“ erstellt und auf den konkreten Bedarf abgestimmt werden können. Damit sollen alle Ausbilder*innen und Prüfer*innen einen fach- und sachorientierten KI-Zugang zu allen Fragen der Ausbildung erhalten.


Das an KI in der Ausbildung kein Weg mehr vorbeiführt, zeigen auch die zahlreichen Seminare und Qualifikationskurse der IHKs und HWKs in der ganzen Republik. Auch an den Berufsschulen ist KI angekommen oder wird es in nächster Zukunft. Schon jetzt finden sich viele gute Einsatzmöglichkeiten, sowohl für Lehrende wie Lernende. Etwa die IHK Stuttgart berichtet von einem Berufsschullehrer, der Chatbots zum Training von Verkaufsgesprächen nutzt. Dafür braucht es natürlich einen guten „Promt“, also die Aufgabenbeschreibung für die KI. Dann aber funktioniere es sehr gut: die KI, die ja als Konversationsprogramm quasi erfunden wurde, simuliert einen kaufinteressierten Kunden und kann im Anschluss sogar Feedback geben. Das helfe zudem dabei, solche Verkaufssituationen erstmal „ohne Angst, sich [vor der Klasse] zu blamieren“ üben zu können. Zudem seien die Schüler*innen so „immer dran“, und nicht nur die, die das Gespräch gerade vorne vor der Klasse üben.


Auch bei sprachlichen Hürden könne die KI bereits gut helfen: „Ich habe einen syrischen Schüler, der sehr ehrgeizig ist, aber noch nicht gut Deutsch kann. Ihm habe ich geraten, die Aufgaben in KI einzugeben und sich vereinfachen zu lassen. Das klappt ganz gut“, berichtet der Berufsschullehrer Sven Kaufmann der IHK Stuttgart. Gerade am Anfang bieten sich auch Vokabelübersetzungsfragen an, da bspw. ChatGPT diese direkt mit Kontext erläutert. Fragt man also auf Deutsch etwa „Wie heißt ‚Hobelwelle‘ auf Sprache XY?“, erhält man nicht nur, wie im Wörterbuch, eine Übersetzung, sondern eben Kontext – und kann im Zweifelsfall direkt offene Fragen klären. Auch hier ist ein zusätzlicher Vorteil, dass die Schamgrenze – sich zu melden und öffentlich Unwissen zugeben zu müssen – wegfällt.


„ChatGPT & Co. sind ein Gamechanger, und das geht nicht mehr weg“, sagt Kaufmann. Entsprechend wichtig sei es, den richtigen Umgang damit zu vermitteln – Kaufmann meint die Schüler*innen, gleiches gilt aber natürlich auch für die Ausbilder*innen und Prüfer*innen. Dazu gehört auch, den Ergebnissen und Behauptungen der KI gegenüber stets kritisch zu bleiben: teilweise schon fast wundersame Fehler der Chatbots, die sich mitunter sogar bei der Frage, welches Datum heute ist, täuschen, sind hinreichend dokumentiert und machen die Grenzen der Technologie deutlich.

 


Weitere Informationen:


Das BIBB bietet im Rahmen seiner digitalen „KI Montagsforen“ regelmäßig einstündige Onlineseminare an, die hier zu finden sind.


Die Lernwelt der Leando-Plattform findet sich hier.

 


Quellen:


BIBB: „Berufsausbildung im Wandel – Alles KI oder was?!“, PM 32/2025, 30.10.2025; online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_213973.php

IHK Stuttgart / Magazin Wirtschaft: „Künstliche Intelligenz in der dualen Ausbildung“, Dr. Annja Maga, o.D.; online: www.ihk.de/stuttgart/ki-in-der-dualen-ausbildung-6019098

 


30.10.2025