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Berufswunsch: Lehrkraft

Zukunft gestalten – für die Köpfe von morgen

Junger Mathematiklehrer im Unterricht (Symbolbild). Bild von Freepik. Junger Mathematiklehrer im Unterricht (Symbolbild). Bild von Freepik.
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Von Kita bis Schule

Lehrer*in zu werden ist für viele Menschen ein Traumberuf. Wissen vermitteln, junge Menschen begleiten und ihre Talente entfalten – als Lehrer*in gestaltest du nicht nur Unterricht, sondern Zukunft. Doch der Beruf ist gerade heutzutage nicht ohne Herausforderungen.

 

(ps) Lehrkräfte zählen zu den zentralen Pfeilern des Bildungssystems. Lehrer*innen begleiten Kinder und Jugendliche über viele Jahre hinweg und prägen nicht nur deren Wissen, sondern auch deren persönliche Entwicklung. Gleichzeitig hat sich das Berufsbild in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Von der reinen Wissensvermittlung hin zur pädagogischen Begleitung in zunehmend vielfältigen und komplexen Lernumgebungen. Mit der Digitalisierung entstehen neue Kompetenzprofile und neue pädagogische wie didaktische Methoden. Und mit dem Wandel der Gesellschaft insgesamt werden nicht nur die Schüler*innen, sondern auch ihre Eltern zunehmend zum Thema.


Der Wandel des Lehrerberufs zeigt sich vor allem im veränderten Rollenverständnis: Lehrkräfte sind heute weit mehr als reine Wissensvermittler. Sie unterstützen die Schüler*innen in ihrer persönlichen Entwicklung, begleiten sie beim Erwerb sozialer Kompetenzen und müssen flexibel auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen reagieren. Der Unterricht orientiert sich zunehmend an individuellen Bedürfnissen, und auch Themen wie psychische Gesundheit, soziale Integration und Wertebildung gehören inzwischen zum pädagogischen Alltag. Damit steigen nicht nur die Erwartungen an die fachliche und didaktische Kompetenz, sondern auch an Empathie, Belastbarkeit und Reflexionsfähigkeit der Lehrkräfte.


Parallel dazu verändert die Digitalisierung das Lehren und Lernen grundlegend. Digitale Medien eröffnen neue Zugänge zu Wissen, erfordern aber auch neue didaktische Konzepte und technische Fähigkeiten. Lehrer*innen müssen den Umgang mit digitalen Tools nicht nur selbst beherrschen, sondern diesen auch kritisch vermitteln können. Gleichzeitig hat sich das schulische Umfeld gewandelt: Eltern treten häufiger als aktive Partner oder Kritiker auf, und gesellschaftliche Veränderungen wie kulturelle Vielfalt oder soziale Ungleichheit spiegeln sich direkt im Klassenzimmer wider. Lehrer*innen agieren somit in einem Spannungsfeld aus pädagogischen Aufgaben, gesellschaftlichen Erwartungen und ständigem Wandel – und tragen dabei nach wie vor eine zentrale Verantwortung für Bildung und Erziehung.


Doch trotz der steigenden Anforderungen und komplexen Rahmenbedingungen bietet der Lehrerberuf nach wie vor eine einzigartige Möglichkeit, aktiv an der Zukunftsgestaltung mitzuwirken – sowohl der Schüler*innen selbst, als auch der Gesellschaft insgesamt. Was Lehrkräfte ihren Schüler*innen mitgeben kann prägend für das ganze weitere Leben sein. Die enge Beziehung zu Schülerinnen und Schülern, die Möglichkeit, Impulse zu setzen und individuelle Potenziale zu fördern, machen den Beruf abwechslungsreich und erfüllend. Wer sich für den Beruf entscheidet, übernimmt eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe – mit der Chance, nachhaltig etwas zu bewirken. Flexibilität, Kreativität und die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, werden dabei nicht nur gefordert, sondern eröffnen auch vielfältige persönliche und berufliche Perspektiven. So bleibt der Lehrerberuf trotz aller Herausforderungen eine spannende und sinnstiftende Berufswahl.


Lehrkraft ja – aber an welcher Schulform?


Ist die Entscheidung gefallen Lehrer*in werden zu wollen stellt sich direkt die nächste Frage: Lehrer*in an welcher Schulform? Traditionell gab es in Deutschland das sogenannte dreigliedrige Schulsystem mit Haupt- und Realschule sowie dem Gymnasium. In den meisten Bundesländern ist die Hauptschule inzwischen in Gesamtschulen aufgegangen und oft nicht mehr als eigenständige Schulform zu finden, teilweise wird sie Mittelschule genannt. Und natürlich gibt es – nach wie vor – die von allen Schüler*innen gemeinsam besuchte Grundschule.


Grundschule


Grundschullehrer*innen begleiten Kinder in einer der wichtigsten Entwicklungsphase des Lebens: die Weichen, die in der Grundschule gestellt (oder auch nicht gestellt) werden, haben messbare Effekte auf die Bildungsbiographien der Schüler*innen – oft bis ins Erwachsenenalter. Grundschullehrer*innen legen buchstäblich den Grundstein für lebenslanges Lernen. Der Beruf bietet viel Abwechslung und kreative Gestaltungsmöglichkeiten im Unterricht. Hier können Neugier und die Freude am Lernen geweckt und bei den ersten Schritten ins Leben geholfen werden.

Allerdings stehen Grundschullehrerinnen auch vor Herausforderungen: Große Klassen, zunehmende Vielfalt der Lernvoraussetzungen und wachsender administrativer Aufwand können die Arbeit erschweren. Zudem sind die Gehälter im Vergleich zu anderen Lehrämtern oft niedriger, und die gesellschaftliche Anerkennung entspricht nicht immer dem hohen Anspruch und Engagement, das der Beruf erfordert.


Haupt-, Realschule & Co.


Lehrkräfte an Haupt- und Realschulen sowie in den entsprechenden Zweigen an Gesamtschulen arbeiten mit Jugendlichen, deren schulische und persönliche Voraussetzungen oft sehr unterschiedlich sind. Der Unterricht ist stärker anwendungs- und lebensweltorientiert, um fachliche Inhalte möglichst praxisnah und verständlich zu vermitteln. Dabei geht es nicht nur um klassisches Wissen, sondern auch um berufliche Orientierung, Teamarbeit, Alltagskompetenzen und die Förderung sozialer Fähigkeiten. Differenzierung, individuelles Fördern und das Anknüpfen an konkrete Lebenssituationen gehören zum pädagogischen Alltag. Die Lehrkräfte müssen flexibel, kreativ und kommunikativ sein – und gleichzeitig klare Strukturen und Sicherheit bieten. Wer hier unterrichtet, prägt oft weit über das Schulische hinaus und eröffnet Jugendlichen (Lebens-)Perspektiven, die sie andernfalls womöglich nicht sehen würden.


Gymnasium


Lehrkräfte am Gymnasium unterrichten Schüler*innen mit hohen fachlichen Erwartungen und begleiten sie bis zur allgemeinen Hochschulreife. Der Unterricht orientiert sich an wissenschaftlichen Standards und erfordert eine fundierte fachliche Ausbildung in mindestens zwei Fächern. Gleichzeitig müssen komplexe Inhalte verständlich, strukturiert und motivierend vermittelt werden können. Neben der reinen Wissensvermittlung gehören auch methodische Vielfalt, kritisches Denken, Diskussionsfähigkeit und die Förderung individueller Interessen zum schulischen Alltag. Viele Schüler*innen bringen hohe Leistungsbereitschaft mit, zugleich steigen auch hier die Anforderungen an die Lehrkräfte: wie in allen schulischen Zügen wird auch am Gymnasium die psychosoziale Betreuung immer wichtiger, die Betreuung der Eltern, und natürlich die Digitalisierung.

Wer an einem Gymnasium unterrichtet, arbeitet mit jungen Menschen auf hohem inhaltlichem Niveau und trägt dazu bei, ihre Fähigkeiten gezielt zu entfalten und sie auf Studium oder anspruchsvolle Berufsausbildungen vorzubereiten.


Förderschule / Sonder- und Förderpädagogik


Zusätzlich zu den klassischen Schularten gibt es fast überall auch Sonder- bzw. Förderschulen, an denen Menschen mit Beeinträchtigungen oder besonderem Förderbedarf unterrichtet werden. Dies stellt die Lehrkräfte natürlich vor spezielle Herausforderungen, die im Lehramtsstudium für Sonderpädagogik bzw. Förderpädagogik (Name je nach Bundesland) vermittelt werden.

Derzeit gibt es noch fast überall Förderschulen, es zeichnet sich jedoch ein deutlicher Trend zur Inklusion ab, d.h., dass alle Schüler*innen, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, gemeinsam in einer Klasse unterrichtet werden sollen. Hier kommen die Förderschullehrer*innen dann oft als zusätzliche, zweite Lehrkraft in den Unterricht.


Das Lehramtsstudium


Aufgrund des in Deutschland föderal ausgeprägten Bildungsssystems lassen sich nur wenige allgemeingültige Aussagen über das Lehramtsstudium treffen. Ganz grundsätzlich gilt:

  • Studienaufbau: Erstes Staatsexamen / Master of Education (je nach Bundesland), Referendariat (Praxisphase), Zweites Staatsexamen (Berufsqualifikation)
  • Zwei Fächer: In aller Regel müssen zwei Fächer studiert werden, die abhängig von der Schulform (welches Lehramt) wählbar sind. Allgemein wird zur Wahl eines Haupt- und eines Nebenfaches geraten. Eher seltener belegte Fächer wie Latein, Französisch, Mathematik und allgemein MINT-Fächer, sowie Sonderpädagogik können die Chance, schnell an einer Schule übernommen zu werden, steigern.
  • Pädagogik: Zusätzlich zu den gewählten Schulfächern gibt es stets einen verpflichtenden bildungswissenschaftlichen Teil, in dem Pädagogik, Psychologie und Didaktik vermittelt werden, sowie Fachdidaktik zu den gewählten Schulfächern.
  • Dauer: allgemein dauert ein Lehramtsstudium in Regelzeit bis zum Zweiten Staatsexamen etwa 5 bis 6 Jahre bzw. 10 bis 12 Semester.
  • Obacht! Das Bundesland in dem du studierst wird auch das Bundesland sein, in dem du arbeitest. Es ist zwar grundsätzlich möglich das Bundesland zu wechseln, dies ist aber mit beachtlichen bürokratischen Hürden verbunden und erfordert tlw. Zusatzausbildungen oder Anpassungslehrgänge. Auch gibt es Abweichungen insb. bei den Nebenfächern: nicht jedes Fach wird auch in jedem Bundesland unterrichtet. Hier sollte also gut überlegt sein, wo das Lehramtsstudium absolviert wird!


Weitere Informationen:


Weitere allgemeine Informationen zu den einzelnen Lehramtsstudiengängen findest du im BerufeNet der Bundesagentur für Arbeit unter dem Stichwort „Lehramt“.

Konkrete Informationen zum Aufbau und Ablauf eines Lehramtsstudiums in deinem Bundesland findest du auf den Seiten der Universitäten, die Lehramtsstudiengänge anbieten. Viele Unis in ganz Deutschland sind auch in unserer Suchbörse zu finden!

 


Quellen:


NDR: „Wie viel Bildung für wen und wie? Der Streit in den 70ern“, Ulrike Bosse, 28.12.2022; online: www.ndr.de/geschichte/chronologie/Wie-viel-Bildung-fuer-wen-und-wie-Der-Streit-in-den-70ern,bildung490.html


Statistisches Bundesamt: „Zahl der Studienberechtigten 2024 um 1,7 % gesunken“, PM Nr. 073 vom 26.02.2025; online: www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/02/PD25_073_21.html

 

 


11.09.2025