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Grüne Schulen gegen Hitze

Untersuchung zeigt extreme Temperaturen auf

Teenager auf einem baumfreien Schulhof (Symbolbild). Bild von Freepik. Teenager auf einem baumfreien Schulhof (Symbolbild). Bild von Freepik.
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Wissenschaft und Politik

Gerade in Großstädten staut sich die Sommerhitze rasch an. Eine Untersuchung aus Berlin hat nun festgestellt, dass es oft zu wenig Grün auf den Schulhöfen gibt um für Abkühlung zu sorgen.

 

(ps) Die Temperaturen steigen, Wetterextreme nehmen zu – in Zeiten des Klimawandels muss sich die Gesellschaft an eine neue Normalität anpassen. Dazu gehört auch die Frage, wie ein gesundes Schulleben in sommerlichen Hitzephasen möglich ist. Das betrifft nicht nur die Räumlichkeiten der Schule, sondern auch den Schulhof, auf dem während der Pausen Spiel, Sport, Spaß und Erholung den Kopf freimachen soll(t)en. Doch oft sind die Schulhöfe weitgehend versiegelte Teer- oder Betonflächen, auf denen mit Glück mal ein vereinsamter Baum oder ein paar Büsche am Rand zu finden sind. Das lädt nicht nur allgemein nicht zum Spielen ein, sondern stellt gerade im Sommerhalbjahr ein Problem dar: auf den Schulhöfen staut sich die Hitze auf Temperaturen bis teilweise über 40 Grad Celsius an.


Hitzetage nehmen zu


Dass Hitze ein zunehmendes Problem darstellt, belegen die Wetterstatistiken eindeutig. Wie das Umweltbundesamt darlegt, haben die Tage mit einem Lufttemperatur-Maximum über 30 Grad Celsius in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. So gab es die nach Anzahl der heißen Tage wärmsten Jahre alle nach 1994 und auch in der Zukunft sei „mit länger anhaltenden Hitzeperioden und somit einer steigenden Anzahl Heißer Tage zu rechnen“.

Auch Hitzewellen, also Phasen, in denen die Durchschnittstemperatur für 14 oder mehr Tage über 30 Grad Celsius liegen, nehmen merklich zu. Der DWD macht darauf aufmerksam, dass solche Hitzewellen beispielsweise in Hamburg vor 1994 seit Beginn der Aufzeichnungen überhaupt noch nicht vorkamen. In Mannheim gab es zwischen 1950 und 1989 insgesamt acht Hitzewellen, von 1990 bis 2015 wurden sechzehn Hitzewellen verzeichnet, ganz ähnlich sieht es in Frankfurt am Main aus. In München gab es die erste Hitzewelle überhaupt in 1983, zwischen 1990 und 2015 gab es sieben Hitzewellen.


Schulen müssen sich vorbereiten


Auf diese sich verändernde Wirklichkeit sind die Schulen oft schlecht vorbereitet. In die Erhaltung der schulischen Bausubstanz wird über alle Bundesländer hinweg oft zu wenig investiert, viele Gebäude sind ungedämmt und die Schulhöfe häufig, wenn man es freundlich formulieren möchte, funktional gestaltet.


Auch das Bildungsmagazin news4teachers hat das Thema bereits problematisiert und betont, dass Hitze wissenschaftlich belegt „krank und dumm“ mache: „Schwindel, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen – das sind keine Ausreden, sondern dokumentierte Symptome, die bei Kindern und Jugendlichen in überhitzten Räumen auftreten. […] Auch die Schulhöfe heizen sich auf. Viele sind versiegelt, bestehen aus Beton oder Asphalt – keine Bäume, kein Schatten, keine Grünflächen. In der Mittagspause brennt die Sonne auf die Kinder herab. Bewegung? Fehlanzeige. Erholung? Nicht möglich.“


Aktuelle Studie der DUH


Eine Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die im Sommer in Berlin durchgeführt wurde, zeigt deutlich, wie dringend der Handlungsbedarf ist. Hierfür wurden auf 15 Schulgeländen die Temperaturen mit speziellen Sensoren gemessen. „Das Ergebnis: An knapp 60 Prozent der Messtage herrschten auf den Schulgeländen in verschiedenen Berliner Bezirken ähnliche oder sogar höhere Temperaturen als auf dem Hitze-Hotspot Alexanderplatz. An extrem heißen Tagen wurde dies besonders deutlich: 11 von 15 Schulen waren zeitweise um bis zu sieben Grad heißer als die am selben Tag vom Deutschen Wetterdienst gemessene Temperatur auf dem Alexanderplatz. Die höchste gemessene Temperatur war 40,1 Grad Celsius auf einem Schulgelände in Spandau“, teilt die DUH mit.


„Mit unserer ersten Erhebung in Berlin zeigen wir, was deutschlandweit Standard ist: Schülerinnen und Schüler sind auf ihren Schulhöfen im Sommer gefährlichen Temperaturen von mehr als 40 Grad ausgesetzt“, betont Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. „Wir müssen unsere Kinder dringend vor den Auswirkungen der Klimakrise schützen - und dafür brauchen sie Zugang zu grünen Abkühlungsoasen. Wir fordern bundesweite Mindeststandards für grüne, zukunftsfähige Schulgelände. Bund und Länder müssen die Kommunen bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen“, so Metz weiter.


Es geht – wenn es gewollt ist


Dass es auch anders geht, zeigen verschiedene Projekte, die die DUH in Kooperation mit bspw. Thüringen und Rheinland-Pfalz durchführt. In Rheinland-Pfalz wurde dies im Rahmen eines Wettbewerbs zusammen mit dem dortigen Klimaschutzministerium umgesetzt: „Bildung für Nachhaltige Entwicklung an Schulen braucht ein ‚grünes‘ Lernumfeld für Schülerinnen und Schüler und keine Asphaltwüsten“, sagt Klimaschutzministerin Katrin Eder. „Die Klimakrise verstärkt sich, daher müssen Hitze und Starkregen auch bei der Gestaltung des Schulgeländes berücksichtigt werden. Ein Schulhof mit vielen Pflanzen kann hier beispielsweise für Kühlung im Sommer sorgen und gleichzeitig Regenwasser besser aufnehmen als eine versiegelte Fläche.“


In Thüringen wurde zusammen mit dem Umweltministerium ein Modellprojekt gestartet, im Rahmen dessen wurden und werden bislang 30 Schulhöfe begrünt. Umweltminister Tilo Kummer betont dabei auch die pädagogische Dimension: „Das ist nicht nur gut für die Umwelt, es ist vor allem gut für die Schülerinnen und Schüler. Sie haben selber etwas gestaltet, mit angepackt und ihre Umwelt schöner gemacht. Sie haben sich aktiv für mehr Artenschutz und Klimaschutz eingebracht. So ein großes gemeinsames Projekt verbindet und stärkt das soziale Miteinander.“

 


Quellen:

Aktion Grün: „Eder: „Grüne Schulhöfe schaffen ein schönes Lernumfeld und tragen zum Klima- und Artenschutz bei““, o.A., 20.03.2023; online: www.aktion-gruen.de/eder-gruene-schulhoefe-schaffen-ein-schoenes-lernumfeld-und-tragen-zum-klima-und-artenschutz-bei/

Berlin: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: „Auswirkungen des Klimawandels“; online: www.berlin.de/sen/uvk/klimaschutz/anpassung-an-den-klimawandel/auswirkungen-des-klimawandels/

Deutsche Umwelthilfe e.V. / Presseportal: „Messungen der Deutschen Umwelthilfe decken auf: Berliner Schulgelände sogar heißer als der Alexanderplatz“, PM vom 23.09.2025; online: www.presseportal.de/pm/22521/6123074

Deutscher Wetterdienst: „Markante Hitzewellen seit 1950“, 19.06.2017; online: www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelles/170619_markante_hitzewellen.html

News4Teachers: „Schulen vor dem Hitzekollaps: Wie die Klimakrise den Unterricht beeinträchtigt – VBE: Das darf nicht so bleiben!“, 30.06.2025; online: www.news4teachers.de/2025/06/schulen-vor-dem-hitzekollaps-wie-die-klimakrise-den-unterricht-beeintraechtigt-vbe-das-darf-nicht-so-bleiben/

Thüringen: Ministerium für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten: „„Grüne Schulhöfe Thüringen“ in mehr als 30 Schulen“, 09.05.2025; online: umwelt.thueringen.de/aktuelles/anzeigen-medieninformationen/gruene-schulhoefe-thueringen-in-mehr-als-30-schulen

Umweltbundesamt: „Indikator: Heiße Tage“, 21.11.2024; online: www.umweltbundesamt.de/daten/umweltindikatoren/indikator-heisse-tage

 

 

24.09.2025