Angehende Lehrer*innen sind mit dem Studium in der Tasche längst noch nicht fertig: nun stehen 18 Monate Referendariat an. Wie die Lehrkräfte in dieser anstrengende Phase am besten begleitet werden können untersucht die Leuphana Universität Lüneburg.
(ps) Der Bedarf an Lehrkräften ist groß und der Beruf beliebt – und regelmäßig schaffen es die Lehrer*innen in die Top-10 der angesehensten Berufe im Lande. Doch der Weg dahin ist anspruchsvoll: Es beginnt mit einem wissenschaftlichen Studium in meist zwei Fächern nebst Pädagogik, das mit einer großen Prüfung, dem Ersten Staatsexamen, abgeschlossen wird. Danach folgt eine meist 18-monatige Praxisphase, das Referendariat, das ebenfalls mit einer großen Prüfung, dem Zweiten Staatsexamen, abgeschlossen wird. Hierfür muss u.a. eine wissenschaftliche Arbeit und eine bewertete Lehrprobe geleistet werden.
Diese Referendariatsphase ist für viele angehende Lehrkräfte eine große Herausforderung: wie das Deutsche Schulportal berichtet, zeigen Studien, dass sich um die 70 Prozent der Referendar*innen „gesundheitlich beeinträchtigt fühlen“ und sowohl von psychischen, als auch körperlichen Beeinträchtigungen berichten. Zu den Streßfaktoren gehören sowohl die Prüfungen, als auch die Unterrichtsvorbereitungen, sowie mangelnde Erhohlungsphasen. Zudem würden viele den Einstieg ins Referendariat als „Praxisschock“ erleben, bei dem sie sich allein gelassen fühlen.
Zum Problem des Praxisschocks hat nun die Leuphana Universität Lüneburg „ein erfolgreiches Online-Training für angehende Lehrkräfte entwickelt“, wie die Uni mitteilt. Das von den Psycholog*innen Prof. Dr. Dirk Lehr und Dr. Hanna Heckendorf vom Institute for Sustainability Psychology entwickelte Training soll angehende Lehrkräfte in dieser herausfordernden Phase unterstützen.
Inhalte des Trainings umfassen Problemlösungsstrategien, die Regulation unangenehmer Emotionen, Selbstunterstützung sowie Übungen zur Entspannung. Ein zusätzliches Modul widmet sich praxisnahen Techniken der Klassenführung, um auch in herausfordernden Unterrichtssituationen handlungsfähig zu bleiben. Die Wirksamkeit des Programms wurde in einer randomisiert-kontrollierten Studie evaluiert. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden senkten ihren Stress spürbar – je mehr Trainingseinheiten sie absolvierten, desto stärker war die Wirkung.
„Ein Grundprinzip im Umgang mit Stress besagt, dass man Ressourcen, wie Zeit investieren muss, um neue Ressourcen, wie gute Gesundheit, zu gewinnen. Gerade wenn wir gestresst sind, ist es unglaublich schwer, die Kraft für noch ein zusätzliches Projekt aufzubringen, wie z.B. die Teilnahme an einem Training. Unsere Ergebnisse zeigen aber, und das ganz eindeutig, dass sich dies perspektivisch lohnt,“ betont Prof. Lehr.
Studierende der Leuphana Universität konnten das Training zudem in einer „Selbsthilfeversion“ frei nutzen. Nun sind die Forscher*innen auf der Suche nach Partnern, die das Programm „Gelassen im Referendariat“ angehenden Lehrkräften flächendeckend zur Verfügung stellen möchten.
Quellen:
Leuphana Universität Lüneburg: „Leuphana-Forscher entwickeln erfolgreiches Online-Training für angehende Lehrkräfte“, PM vom 20.08.2025; online: https://www.leuphana.de/universitaet/pressemitteilungen/pressemitteilungen-ansicht/2025/08/20/leuphana-forscher-entwickeln-erfolgreiches-online-training-fuer-angehende-lehrkraefte.html
Deutsches Schulportal: „Referendariat: Die wichtigsten Fragen zum Vorbereitungsdienst im Lehrerberuf“, Alexander Brand, Annette Kuhn, 04.08.2024; online: deutsches-schulportal.de/bildungswesen/lehrerbildung-die-wichtigsten-fragen-rund-um-das-referendariat/
20.08.2024