Die Robert Bosch Stiftung hat das aktuelle Schulbarometer vorgelegt. In der repräsentativen Umfrage werden Lehrkräfte und Schüler*innen zu wichtigen Themen des Schullebens befragt.
(ps) Das Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung, erstmals 2019 veröffentlicht, hat sich rasch zu einem zentralen Instrument entwickelt, an dem der aktuelle Zustand des deutschen Schulsystems aus Sicht der Beteiligten abgelesen werden kann. Es liefert regelmäßig repräsentative Daten zu den Erfahrungen, Herausforderungen und Bedürfnissen von Lehrkräften, Schüler:innen, Eltern und Schulleitungen. Nun wurde das aktuelle Schulbarometer 2025 vorgelegt – und es zeigt durchwachsene Ergebnisse.
Lehrkräfte
Ein besonders hervorstechender Wert kommt bei der Lehrer*innenbefragung auf. Gefragt nach den „größten Herausforderungen der Lehrkräfte“ antworten 42 Prozent, dies sei das „Verhalten der Schüler*innen“ Das ist nicht nur mit Abstand die größte Zustimmung bei dieser Frage (Mehrfachantworten sind möglich), es dokumentiert auch einen Anstieg um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – in dem es auch schon die Antwort mit der größten Zustimmung war. Wie die Bosch-Stiftung weiter mitteilt, träfe dies an Haupt- Real- und Gesamtschulen „sogar auf jede zweite Lehrkraft zu (52 Prozent).“ An zweiter Stelle folgt Arbeitsbelastung und Zeitmangel mit 34 Prozent. Dieser Wert ist um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Von lediglich 8 Prozent der befragten Lehrkräfte wird dagegen die Digitalisierung als Herausforderung gesehen – sogar 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Umgang mit den immer virulenter werdenden KI-Tools fühlen sich allerdings nur 6 Prozenz „sehr“ und 32 Prozent „eher sicher“, 41 Prozent fühlen sich „eher unsicher“ und 21 Prozent sogar „sehr unsicher“.
Entsprechend benutzen auch 31 Prozent der Lehrkräfte „nie“ KI-Tools, lediglich 2 Prozent „täglich“. Interessanterweise werden KI-Tools mit 58 Prozent am häufigsten für die „Erstellung von Aufgaben für den Unterricht“ verwendet. Man kann sich der etwas amüsanten Erkenntnis nicht erwehren, dass somit heutzutage Lehrkräfte ChatGPT nutzen um Aufgaben zu erstellen, welche die Schüler*innen dann von ChatGPT lösen lassen.
Die größten Chancen bei der Nutzung von KI-Tools durch die Schüler*innen sehen die Lehrkräfte bei der „individualisierten Lernunterstützung“. Insgesamt überwiegt jedoch die Skepsis. So werden überwiegend negative Folgen bei einer ganzen Reihe von Fähigkeiten gesehen, etwa „Selbstständigkeit“, „Kreativität“, „Sprach- und Schreibkompetenzen“ bis hin zu „kritischem Denken“ und „sozialen und kommunikativen Fähigkeiten“. Während die Sorgen zwar durchaus berechtigt sind, bieten KI-Tools jedoch mehr Chancen, als von den Lehrkräften angezeigt. „Richtig eingesetzt, kann KI Lehrkräfte entlasten und ihnen mehr Freiraum für pädagogische Aufgaben verschaffen“, betont Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bildungsbereichs der Robert Bosch Stiftung.
Schüler*innen
Während die Lehrkräfte ihre Schüler*innen als zunehmend problematisch empfinden, trifft dies auf die Schüler*innen nicht in selben Maße zu. Auf die Frage, ob die Schüler*innen mit ihren Lehrkräften zuletzt gut zurechtgekommen seien, antwortet lediglich 1 Prozent mit „nie“, 5 Prozent seien „selten“ mit ihnen gut ausgekommen. Die weit überwiegende Mehrheit von 47 sei „oft“ mit ihnen gut ausgekommen, 22 Prozent antworten sogar mit „immer“. Das allgemeine schulische Wohlbefinden der Schüler*innen ist jedoch buchstäblich nur so mittel: 71 Prozent geben ihr schulisches Wohlbefinden als „mittel“ an, lediglich 8 Prozent nehmen es als „hoch“ wahr, aber 20 Prozent als „gering“. Dies knüpfe „gut an bisherige Forschungsbefunde an, die auf eine Abnahme schulischen Wohlbefindens im Laufe der Schulzeit hinweisen und den Rückgang, insbesondere in der Altersspanne zwischen 9 und 14 Jahren, feststellen“, so die Bosch-Stiftung.
Dazu passt auch die Wahrnehmung der Schüler*innen zum sozialen Miteinander: „Mehr als die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen berichtet von einem tendenziell negativen Klassenklima, in dem Kinder (eher) ausgelacht (57 %) oder geärgert werden (59 %)“ Bei der weiteren Untersuchung dieser Frage zeige sich, „ dass das schulische Wohlbefinden der Schüler*innen am stärksten von der konstruktiven Unterstützung durch die Lehrkräfte abhängt. Schüler*innen, die sich durch ihre Lehrkräfte emotional (z. B. durch Mut machen bei schwierigen Aufgaben) und kognitiv (durch konstruktives Feedback) unterstützt und in ihrem Lernprozess begleitet fühlen, weisen insgesamt ein höheres schulisches Wohlbefinden auf als Schüler:innen, die diese Unterstützung nicht wahrnehmen.“
Auf die Frage, was den Schüler*innen an ihrer Schule besonders gut gefällt betonen die meisten die sozialen Aspekte: „Freund*innen und Mitschüler*innen“ zu treffen steht auf Platz 1, der Aspekt „Lehrkräfte (allg.) und Umgang mit Schüler*innen“ auf Platz 2, „Pausen, Spielen“ auf Platz 3.
Quellen:
Robert Bosch Stiftung: „Deutsches Schulbarometer 2025 – Lehrkräfte sorgen sich um die Kompetenzen der Generation ChatGPT“, Michael Herm/Claudia Hagen, 25.06.2025; online: www.bosch-stiftung.de/de/storys/lehrkraefte-sorgen-sich-um-die-kompetenzen-der-generation-chatgpt-0
sowie die Ergebnisse der Befragung der Schüler*innen; online: www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/documents/2024-11/Deutsches%20Schulbarometer_Sch%C3%BCler_2024.pdf
und der Lehrkräfte; online: www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/documents/2025-06/Deutsches%20Schulbarometer_Lehrkr%C3%A4fte_2025.pdf
25.06.2025